Religion und Rebellion

    VON FASCHINGSAUFSTÄNDEN UND REBELLION

    Auf jedwede Bevormundung von außen reagiert man im Salzkammergut seit jeher nahezu allergisch. Die Geschichte des Salzkammergutes ist tatsächlich eine Geschichte von Unruhen und Aufständen.

    Die neue Lehre des Protestantismus verbreitete sich sehr rasch im Salzkammergut. „Wie in vielen Bergbaugebieten gewann das Luthertum schnell Anhänger, schon in den 1520er-Jahren galt beispielsweise Gmunden als ‚lutherisches Nest‘. Umso beharrlicher blieben die Evangelischen bei ihrem Glauben, sodass die einsetzende Gegenreformation am Ende des Jahrhunderts auf extremen Widerstand stieß.“

    In Bad Aussee wurde anscheinend einmal das Feiern in den Straßen verboten – so wurden die Festlichkeiten auf die Dächer verlagert. In Ebensee kam es 1733 sogar zu einem „Faschingsaufstand“.

    Fasching in Ebensee @Anita Kahr Salinen Austria AG


    Zu den religiösen Spannungen kamen noch große klimatische Probleme. Nach einer mittelalterlichen Wärmeperiode kam es in Europa zu einer „kleinen Eiszeit“. Vor allem im 17. Jahrhundert verschlechterte sich das Klima auch im Salzkammergut merklich.
    Dies hatte natürlich großen Einfluss auf die Versorgung der Bevölkerung, die im Salzkammergut immer auf nun viel teurere Importe angewiesen war.


    „Schon im Jahre 1392 gab es in Lauffen und in Hallstatt einen Aufstand gegen ihren Herrn, Herzog Albrecht III. Bürger und Küfer, Bergknappen und Klausenarbeiter (in Steeg) und andere werden genannt. Die vom Herzog verhängten Strafen waren hart: Etliche Rebellen wurden geblendet und aufgehängt, andere langjährig in den Kerker geworfen, die übrigen unterwarfen sich und gelobten Gehorsam.“
    Gerhart Baron: Der Beginn.
    Die Anfänge der Arbeiterbildungsvereine in Oberösterreich. Linz, 1971, S. 46.

    „Auch im Salzkammergut kam es in den sehr sensiblen 1730er-Jahren zur sogenannten ‚Faschingsdienstagrevolte‘. Im brisanten Jahr 1733 – mitten in den Religionswirren und ein Jahr vor Beginn der Vertreibung nach Siebenbürgen – erregte die Salinenverwaltung völlig unnötig den Zorn der Arbeiter. Von alters her gab man den Arbeitern am Faschingsdienstag um 12 Uhr frei und bezahlte den ganzen Tag, damit sie feiern konnten. In übertriebenem Spareifer wollte man diese Kosten von ca. 36 Gulden für die ganze Belegschaft in Ischl (470 Personen) sparen. Diese unweise Maßnahme, die nur einen verschwindend kleinen Ausgabeposten betraf, brachte das Fass zum Überlaufen. Die Arbeiter verließen am Faschingssamstag früher die Arbeit, rotteten sich vor dem Amtshaus […] zusammen und forderten […] die Beibehaltung des althergebrachten Zustandes. Der Salzamtmann Seeau in Gmunden bekam Wind von der Angelegenheit und weil der Aufstand zu einem ungünstigen Zeitpunkt kam, wo eine religiöse Rebellion drohte, setzte er die kleinliche Anordnung außer Kraft und wie bisher war am Faschingsdienstagnachmittag frei.“
    Michael Kurz: Salzkammergut-Geschichte(n).
    Von der Industrie- zur Welterbelandschaft. Bad Ischl, 2005, S. 204.


    WEITERFÜHRENDE LINKS:
    https://www.salzkammergut.at/aktivitaeten/winter/fasching.html

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